Mutsaardstraat/Predikerinnenstraat: Akademie der Schönen Künste
Die Dominikanerinnen pflegten Vater François Van Dyck bis zu seinem Tod im Jahr 1622. Sein Sohn Anthony erfüllte den Wunsch seines Vaters, den Schwestern ein Gemälde zu schenken wegen ihrer Hingabe an „gewissen Freundschaften und Treue“ [„seeker vrinschappen ende getrouwigheden“]
In der Übersetzung beziehen sich die Namen dieser Straßen, Minderbroedersrui – Minderbroedersstraat, auf den Orden der Minoriten; um die Ecke befindet sich die Predikerinnenstraat oder Gasse der Dominikanerinnen. Was ist von diesen Orden übriggeblieben?
Viel mehr, als Sie vielleicht denken. Hier stehen wir am Eingangstor der Akademie der Schönen Künste, heute eine Abteilung der Antwerpener Universität. Das Tor bietet einen flüchtigen Blick auf ein großes, unscheinbares Gebäude; bis 1797 war sie die Klosterkirche der Minderbrüder. Mindestens fünf Gemälde von Rubens hingen in dieser Kirche und mehrere von Van Dyck und anderen Antwerpener Meistern.
Rubens hatte einen Auftrag bekommen von seinem Gönner und Freund Nicolaas Rockox , dessen Haus wir soeben besichtigt haben. Das Ergebnis war das Triptychon ‚Christus zeigt seine Wunden‘, das ursprünglich in der Klosterkirche, heute aber im KMSKA hängt. Drei weitere Werke landeten ebenfalls in der KMSKA-Sammlung, die aus der Kirche der Minoriten stammten: ‚Der Lanzenstoß‘ von Rubens und/oder Van Dyck, das großformatige Gemälde ‚Klage Christi‘ von Van Dyck und das dazugehörige ‚Bildnis des Abtes Scaglia‘.
In dieser Straße hatte Anthony Van Dyck auch sein Haus und sein erstes Atelier. Wie alle Wohnhäuser zu dieser Zeit hatte es einen Namen, ‚der Kölner Dom‘, ein Name, der gleich wieder auftaucht.
Um eine bessere Vorstellung von diesen früheren Barockzeiten zu bekommen, werfen Sie einen Blick auf die Hausnummern 30 und 32 in der Mutsaardstraat.
Die rechte Fassade, Nr. 30, heißt ‚der Drache‘ und wurde um 1628 erbaut. Es ist wahrscheinlich, dass Anthony selbst Zeuge des Baus war. Es hat ein einheitliches graues Aussehen, ohne Ablenkung durch Verzierungen. Diese Fassade verdeutlicht den Übergang von der stilvollen Renaissance zum Barock.
Im Haus Nr. 32, Familie ‚Van den Kerckhoven‘, begeben wir uns in eine elegantere Periode, möglicherweise das dritte Viertel des 17. Jahrhunderts. Die üppige Dekoration an der Fassade beweist wie Rubens und Jordaens mit ihren eigenen Häusern und Gemälden zu Influencern geworden waren.
Wir folgen unserer Route durch die enge und verwinkelte Predikerinnengasse. Diese Dominikanerinnen waren aus einer anderen Stadt (Temse) geflohen. In Antwerpen mieteten sie zunächst den ‚Kölner Dom‘. Dies muss Anthonys Haus gewesen sein, da es kein zweites Haus mit diesem Namen gab. Später kauften die Nonnen ein geräumiges Gebäude in einem angrenzenden Wohnblock.
Für Van Dyck und seiner Familie ist dies ein wichtiger Ort.
Anthonys Vater François hatte Pleite gemacht und verkehrte ebenfalls in einem schlechten Gesundheitszustand kurz vor seinem Tod im Jahr 1622. Er wurde gepflegt von den Nonnen. Um ein Versprechen seines Vaters einzulösen und aus eigener Dankbarkeit, schenkte Anthony ihnen ein Gemälde für ihre Klosterkapelle.
Zu diesem ‚Christus am Kreuz‘ gesellen sich der heilige Dominicus, der Gründer, und Katharina von Siena, die große weibliche Heilige des Ordens; man kann sie an ihren schwarz-weißen Gewändern erkennen.
Es ist in der Online-Sammlung des KMSKA zu sehen. Um das Opfer Jesu einen aktuellen Anstrich zu geben, meinen wir im Hintergrund die Silhouette der Antwerpener Liebfrauenkathedrale zu erblicken.
Nördliche Route: Von der Mutsaardstraat aus folgen Sie der Ecke der Predikerinnenstraat, biegen dann links über das Klapdorp ab, bis Sie rechts in die Sint-Paulusstraat einbiegen. Das Eingangstor des Kirchenkomplexes befindet sich an der Hausnummer 22.