Caravaggio (Kopie nach): die Rosenkranz-Madonna

Um 1623 erwarb eine Gruppe von Künstlern, darunter Rubens, Hendrick van Balen und Jan Samtbrueghel, dieses Gemälde auf dem Antwerpener Kunstmarkt, „aus Zuneigung zur Kapelle und um ein seltenes Stück in Antwerpen zu haben“.


Sich bewegen und stillstehen. Gönnen Sie sich eine Pause vor diesem Altarbild, während wir Ihnen zunächst einige Hintergrundinformationen geben.

Michelangelo Merisi (°1569-+1609), benannt nach seinem Heimatdorf Caravaggio, war Rubens bekannt; er hatte einst Caravaggios ‚Tod Mariens‘ seinem eigenen Arbeitgeber, dem Herzog von Mantua, empfohlen.

Caravaggio ist bekannt für seine künstlerische Experimente. Seine Technik zeichnet sich durch den kontrastierenden Einsatz von Licht und Schatten aus. In der Ikonographie zeigen seine Gemälde extremen Realismus, sogar Naturalismus. Ein Beispiel für Letzteres sind die schmutzigen Füße des einfachen Volkes im Vordergrund.

Die sitzen still in Verehrung der Muttergottes. Aber gleichzeitig bewegen sie sich, indem sie ihre Arme und Hände zum Rosenkranz ausstrecken. Dass die beiden Predigerbrüder, Dominikus und Petrus der Märtyrer ihr schwarz-weißes Gewand tragen betont den Kontrast. Ihre ausgestreckten und zeigenden Hände sind wie die Seiten eines Dreiecks, mit Madonna und Kind an der Spitze. In der Komposition ruht dieses Dreieck auf einer ähnlichen geometrischen Figur, die eher rautenförmig Ist, mit den fließenden Linien der knienden Gläubigen.
Der gepflegte Mann mit seinem Mühlenkragen ist wahrscheinlich der Gönner der Familie de Colonna. Er ist derjenige, der den Blickkontakt mit uns sucht, genau wie der Mönch auf der rechten Seite.

Vermutlich hatte Colonna Caravaggio den Auftrag zugunsten einer Dominikanerkirche in Neapel erteilt. Aber die Kirchenväter lehnten die Arbeit schlichtweg ab. Sie mochten es nicht, weil es zu sehr von den Konventionen und der idealisierten Darstellung von Heiligen abwich. Und so tauchte das Gemälde auf dem Kunstmarkt in Antwerpen auf.

Dort wurde es später mehr gewürdigt von einem hohen Besucher, dem Habsburger Kaiser Joseph II. Der kam am Abend des 19. Juni 1781, sah es und selektierte es für die kaiserliche Wiener Kunstsammlung, zusammen mit einem weiteren Objekt. Als aufgeklärter Denker näherte Joseph sich der Sache aus wirtschaftlicher Sicht, wie er 1785 an seinen Kanzler schrieb:

„Ich zweifle nicht daran, dass wir sie erwerben können, wenn wir sie gegen ein oder zwei andere Gemälde aus dem Katalog eintauschen. Geben Sie den Mönchen einen von Rubens oder von De Crayer oder anderen Meistern, die ihnen als religiöse Personen gefallen. Bitte benachrichtigen Sie den bevollmächtigten Minister in Brüssel und sagen Sie ihm, dass er auf Verpackung und Transport achten soll.“

Die Dominikaner verlangten, dass eine originalgetreue Kopie angefertigt wurde; sie hängt bis heute hier.

Nördliche Route: Kehren Sie zur Sint-Paulusstraat zurück, biegen Sie rechts ab in die Lange Koepoortstraat ein, rechts in die Zirkstraat bis zur Hofstraat: An der Hausnummer 22 sehen Sie eine Gedenktafel für Adam Van Noort. Biegen Sie links ab entlang der Oude Beurs, biegen Sie rechts in die Schoenmakersstraat ab, biegen Sie links in die Kaasrui ab, geradeaus auf die Wijngaardstraat, und Sie erreichen so die Kirche Sankt Karl Borromäus.

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