Meister Adam van Noort: Darstellung Mariens

Im Maagdenhuis: geh nach der ehemalige Kapelle, wenn zugänglich

Wieder Carel Van Mander im Jahr 1604, über Adam van Noort .. „der auch ein geschickter Figurenmaler ist“.


Das Maagdenhuis oder Mädchenhaus war über 300 Jahre lang (1552 bis 1882) das Waisenhaus für Mädchen in Antwerpen. Heute ist es ein Museum. Die kompakte Sammlung wertvoller Gemälde befasst sich vor allem mit den Themen, die Ihre Rolle in der Sozialgeschichte der Stadt widerspiegeln. Hier begegnen wir Rubens‘ zweitem Lehrer, Adam van Noort. Ein Gemälde von ihm – die ‚Darstellung der Jungfrau Maria‘ – hängt in der ehemaligen Kapelle, noch an seinem ursprünglichen Platz.

Um das Thema des Gemäldes zu verdeutlichen: eine alte Legende zufolge brachten Marias ältere Eltern, Joachim und Anna, ihre Tochter schon in jungen Jahren in den Tempel in Jerusalem, um sie auf ein gottgeweihtes Leben vorzubereiten. Diese Geschichte ist nicht in der Bibel zu finden, aber entstammt den apokryphen Schriften. Dennoch feieren sowohl die katholische als auch die orthodoxe Kirche dieses Ereignis bis heute noch am 21. November. Es soll Mädchen ermutigen, sich nicht nur Wissen und Fähigkeiten anzueignen, sondern auch religiöse Tugenden zu entwickeln.

Adam van Noort (1562-1641) erlernte sein Handwerk von seinem Vater Lambert (Amersfoort, 1521 – +Antwerpen 1571) und betrieb ein Atelier in der Hofstraat 22. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Rubens und Van Balen; am einflussreichsten war er doch für Jacques Jordaens, der am 15. Mai 1616 seine Tochter Catharina heiratete. Jordaens porträtierte wiederholt seine – erweiterte – Familie. In Jordaens’ Gemälde Der König trinkt oder das Bohnenfest (Brüssel) wird die zentrale Figur als sein Schwiegervater van Noort interpretiert.

Zurück zu van Noorts Werk im Maagdenhuis. Dicke Lackschichten haben die einst frischen Farben nachdunklen lassen; eine Restaurierung könnte sie wieder ans Licht holen. Die Komposition mit Figuren im Vordergrund ist typisch für das späte 16. Jahrhundert. Das zentrale Thema befindet sich in der Bildmitte; im grauen Hintergrund erkennen wir Joachim und Anna an der Goldenen Pforte in Jerusalem. Solche Werke erzählen oft mehrere Kapitel derselben Geschichte. Erst später, in der Barockzeit, wird sich dies auf eine einzige „Coverstory“ konzentrieren.

Die Figuren kommunizieren durch ausdrucksstarke Handgesten miteinander, wenden sich jedoch nicht an uns, die Betrachter. Wir fühlen uns emotional nicht unmittelbar angesprochen. Dennoch mag es als sympathisch empfunden werden, dass dieses erzieherische Thema gerade hier, im Waisenhaus, seinen Platz gefunden hat.

Wir bleiben im Maagdenhuis; nirgendwo sonst kommen wir einem Gemälde von Jordaens so nahe. Geh nach das Vander-Meere-Zimmer

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